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Wissenswertes

Wissenswert

Was ist Ex In?
Der Begriff Ex-In (Experienced Involvement) steht für ein 2005 von der Europäischen Union aufgelegtes Modell, bei dem Psychiatrie-Erfahrene sich vor allem mit anderen Psychiatrie-Erfahrenen, aber auch mit psychiatrischen Fachkräften und Angehörigen Psychiatrie-Erfahrener austauschen und über einen Lehrplan die Qualifikation erhalten, selbst psychisch kranke Menschen zu unterstützen, in der Ausbildung oder Forschung zu arbeiten … sagt Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ex-In

Ihr hört eine ehemalige Ex In Frankfurt Absolventin:

 

Quelle: 
Radio: Querfunk, Karlsruhe
AutorInnen: Loca
Produktionsdatum: 19.08.2018

 

Was sind die beruflichen Einsatzmöglichkeiten von EX-IN’lern?
Die beruflichen Einsatzmöglichkeiten von EX-IN’lern sind vielfältig, zum Beispiel arbeiten sie als Genesungsbegleiter in stationären, teilstationären und ambulanten Tätigkeitsfeldern – kurz: Überall dort wo Menschen genesen.

Diese sind Tagestätten, Werkstätten, stationäre Wohnheime (besondere Wohnformen) , Psychosoziale Kontakt-und Beratungsstellen, und Unabhängige Teilhabe Beratungsstellen. Auch im Bereich des Betreutes Einzelwohnen und im gesamten klinischen Bereich wie Tagesklinik oder stationäre Psychiatrie sind mittlerweile Ex In´ler vertreten. Manche spezialisieren sich hier je nach eigenem Erfahrungshintergrund auf eine spezielle Zielgruppe wie bspw. Frauen, Kinder, Junge Erwachsene, Obdachlose u.v.m.

Ex In´ler und fungieren bei ihrer Tätigkeit oft als Brückenbauer zwischen den Klienten und den Fachkräften und bieten sogenannte Recovery Gruppen für Betroffen in den Einrichtungen an.

 

 

Wie kommt die Authentizität von Genesungsbegleitern zustande?
Durch

  • das besondere Erfahrungswissen eigener, erfolgreich angewandter Bewältigungsstrategien in einer psychischen Krise und der persönlichen Perspektive als Patient in der psychiatrischen Versorgung
  • den spezifischen Zugang zu den Ratsuchenden, der zu einem vertieften Verständnis ihrer Situation und ihrer Anliegen führen kann. Die ähnliche Lebenserfahrung ermöglicht einen vertrauensvollen Kontakt, der den direkten und offenen Austausch fördert
  • die Möglichkeit, dass die Rolle als Modell wahrgenommen wird und dass ein selbstbestimmtes Leben und Gesundung möglich sind. Die erhöhte Glaubwürdigkeit, welche ihnen von den betroffenen Ratsuchenden zugesprochen wird, kann einen nachhaltigen Beratungseffekt bewirken, den eine nicht betroffene Fachperson auf diese Weise kaum erreichen kann.

 

Was ist Recovery?
„Das Recovery-Modell ist ein Konzept der psychischen Störungen und Suchtkrankheiten, welches das Genesungspotential der Betroffenen hervorhebt und unterstützt“ sagt Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Recovery-M…

Was Recovery in der Praxis und im täglichen Leben bedeutet erklärt Euch eine ehemalige Ex In Frankfurt Absolventin von Radio Loca.

Quelle: 
Radio: Querfunk, Karlsruhe
AutorInnen: Loca
Produktionsdatum: 19.08.2018

 

 

 

 

So beschreiben Ausgebildete Ex In´ler ihrem Berufszweig
„Psychisch erkrankten Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Sie in ihrer Not zu verstehen und ein guter Zuhörer zu sein. Diesen Personen durch professionelles Handeln Nähe und Hoffnung zu vermitteln und ein Stück weit Geborgenheit und  Empathie zu schenken damit bildlich vorhandene Mauern und Hürden problemloser überwunden werden können.“
(Reiner S., Ex In Frankfurt Juli 2019) 

„Genesungswege sind so verschieden, wie die Menschen, die sie gehen.
Nach emotionalem Schmerz, Verlust und Hoffnungslosigkeit, kann das Erleben von
Wertschätzung, Respekt und Verbundenheit durch geteilte Erfahrungen auf Augenhöhe
sehr hilfreich sein. Entgegen der Atmosphäre von professioneller Distanz,
baut EX-IN auf individuelle Begleitung und ressourcenorientierte Beratung.
Diese ganz besondere Beziehungsarbeit, setzt von uns Genesungsbegleitern den entscheidend wichtigen Aspekt
der Selbstoffenbarung voraus.
Ein oft wirksamer Weg den Menschen zu erreichen und Hoffnung zu vermitteln.
Bestimmt für jeden Kranken wichtig. Bei psychischen Erkrankungen jedoch, von besonders entscheidender Bedeutung, da Selbststigmatisierung und sozialer Rückzug oft die Sicht auf einen möglichen Genesungsweg verstellen.
Manchmal allerdings, geht es auch nur darum, stellvertretend Hoffnung zu haben.“
(Uschi F., Ex In Frankfurt Juli 2019)

„Ein Ex-In-Genesungsbegleiter kennzeichnet seine persönlichen Erfahrungen, die er aus seiner eigenen seelischen Not, seinen psychischen Krisen und Erschütterungen im Leben gewonnen hat. Es sind jene Erfahrungen, die er schon in der Entstehung der Erkrankung und Genesung gelernt hat und beides als als Wachstum und Prozess versteht.
Ein Genesungsbegleiter stellt eine Erweiterung und Ergänzung der psychiatrischen Gesundheitsversorgung dar.
Getragen von Hoffnung, Zuversicht, Wertschätzung, Verständnis und Mitgefühl.“
(André B., Ex In Frankfurt Juli 2019)

 

Was machen Ex In Genesungsbegleiter in der Praxis eigentlich?
Bernhard Dollerschell erzählt von seiner Ex-In Ausbildung und der praktischen Arbeit als Genesungsbegleiter und Referent beim Diakonischen Werk Baden. Folgenden Link anklicken und „Play“ drücken:

https://www.freie-radios.net/81590

Die Datei enthält Ausschnitte aus folgendem Lied:
Artist: „Jahzzar“ Song: „Vanlig“ CD: „Blinded by Dust“
Link: http://freemusicarchive.org/music/Jahzza…
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-…

Quelle: 
Radio: Querfunk, Karlsruhe
AutorInnen: Loca
Produktionsdatum: 20.02.2017

 

Was verdienen Ex In´ ler eigentlich?
Die Entlohnung von Mitarbeiter*Innen ist generell von den Tarifverträgen und den geschlossenen Leistungs-und Prüfungsvereinbarungen des jeweiligen Kostenträgers abhängig. In der Regel erfolgt hier eine Einstufung je nach Qualifikation.

Da die Ex In Ausbildung im Vergleich zu einer klassischen Ausbildung wie beispielsweise die zum Heilpädagogen jedoch relativ kurz ist und die Ex In Ausbildung nicht als Fachkraftausbildung im klassischen Sinne aufgefasst wird, werden Ex In´ler oft noch auf dem Niveau von Hilfskräften bezahlt.

Hier darf im Hinblick auf die jeweiligen konkreten Tätigkeitsfelder ein Umdenken in der Entlohnungspraxis stattfinden. Oft übernehmen Ex In´ler in der Praxis die gleichen Aufgaben wie ihre Kolleg*Innen, werden als Spezialisten bei schwierigen und schwer erreichbaren Klienten eingesetzt, sollen den Recoveryansatz in der Organisation etablieren und für mehr Nutzbeteiligung sorgen.

Hier entsteht eine Diskrepanz zwischen Bezahlung und Qualifikation, da sich die Qualifikation nicht nur aus der relativ kurzen
12 -monatigen Ausbildung ergibt, sondern vor allem aus der vorab bewältigten Krisen-und Krankheitserfahrung.

Bei Doppelqualifikationen wird der ursprüngliche Beruf des Absolventen als Kriterium für die Einstufung im Entlohnungssystem herangezogen. Wenn Jemand beispielsweise bereits ein Studium im sozialen Bereich im ersten Berufsleben abgeschlossen hat, kann er auf dem Niveau einer Sozialarbeiterin  bezahlt werden.

 

Was ist für meine Organisation der Mehrwert der Beschäftigung von GenesungsbegleiterInnen?
Genesungsbegleitung führt zu einer

  • erhöhten Klientenzentrierung der Behandlungsprozesse
  • Verbesserung der Behandlungserfolge und der Diagnostik
  • Verstärkung der psychiatrischen Prävention
  • Erhöhung von Compliance und Adhärenz (Kooperationsbereitschaft) bei Betroffenen
  • fachlichen und wirtschaftlichen Verbesserung der Behandlungsqualität
  • Verkürzung der Verweildauer im stationären Rahmen
  • Entlastung von Mitarbeiter/-innen und Angehörigen

 

Einstellung von Genesungsbegleitern - Die ersten Überlegungen
Entschließt sich eine Organisation für die Einstellung von Ex In´lern, so ergeben Erfahrungen aus der Praxis
folgende hilfreiche Fragestellungen:

 

  • Wurden die eigenen Mitarbeiter auf Themen wie Recovery und Empowerment bereits neugierig gemacht?
  • Was ist unsere Vorstellung von seelischer Gesundheit? Welche Grundannahmen haben wird gegenüber unseren Klienten?
  • Wurden die Ängste und Sorgen von Mitarbeitern bezüglich der Einstellung neuer Ex In Kolleg*Innen  im Vorfeld genug ernst genommen und hinreichend bearbeitet?
  • In welchem konkreten Arbeitsbereich könnte uns der Ex-In´ler am nützlichsten sein?
  • Welche Schwierigkeiten könnten in der Zusammenarbeit auftreten und welchen Entwicklungs-und Schulungsbedarf haben wir hier? Welche Rahmenbedingung bräuchte ein gelingende Zusammenarbeit?
  • Wie könnte ein konkrete Arbeitsplatzbeschreibung aussehen?
  • Wie könnte eine Stellenbeschreibung aussehen?
  • Wie könnte ein Einarbeitungsplan aussehen?
  • Welche Regeln müssen die neuen Mitarbeiter kennen?
  • Wer ist für die konkrete Einarbeitung zuständig?
  • Wird es nach der Einarbeitung ein Auswertungsgespräch geben?
  • Wer ist der direkte Ansprechpartner bei Konflikten?
  • Wie können wir diesem eigenen und neuen Berufsfeld eine eigene Supervision ermöglichen?
    Einstellung von zwei Ex In´lern pro Team oder Zusammenschluss mit anderen Organisationen?
  • Wird es einen Mentor geben? Falls ja, welchen Schulungsbedarf hat er?

 

Informationsmappe für Interessierte als Download
EX-IN AKADEMIE